Keywords sind so alt wie Google selbst. Als die Suchmaschine 1998 gegründet wurde, verließ sie sich auf die Schlüsselwörter in den Meta-Informationen und stieg damit innerhalb kürzester Zeit zur erfolgreichsten Suchmaschine der Welt auf. Der Grund: Google lieferte mit dieser simplen Methode deutlich bessere Suchergebnisse als die alten Hasen Altavista, Lycos und Yahoo.
Heute kann man sich die Meta-Keywords getrost sparen. Auf das Ranking haben sie keinerlei Einfluss mehr, weil sie in der Vergangenheit für Spamming missbraucht wurden. Trotzdem sind Keywords auch nach diversen Algorithmus-Updates noch immer von zentraler Bedeutung. Schließlich beginnen 93 Prozent aller Online-Interaktionen mit einer Suche, an dessen Anfang stets ein Keyword steht.
Vom Keyword zum Kontext
Das Google auch 20 Jahre nach der Gründung die weltweit populärste Suchmaschine ist liegt daran, dass sie ihren Grundsatz nie aus den Augen verloren hat. Demnach will Google jedem Nutzer die bestmöglichen Suchergebnisse liefern. Um dies gewährleisten zu können, wird der Algorithmus ständig weiterentwickelt.
Früher sahen Suchbegriffe sehr statisch aus: „Berlin Sehenswürdigkeiten“. Heute ist das nicht mehr nötig, stattdessen wird natürlicher gesucht: „Welche Sehenswürdigkeiten gibt es in Berlin?“ Das ist möglich, weil Google in den letzten Jahren deutlich intelligenter geworden ist. Die Suchmaschine ist ziemlich exakt in der Lage die Intention hinter einer Suche zu erkennen. Dafür findet quasi eine „Übersetzung“ der Suchanfrage hinter den Kulissen statt: Wird nach „Welche Pizzeria in meiner Nähe liefert nach Hause?“ gesucht, macht Google daraus z. B. „Pizza Lieferdienst 04205“.
Zur Intelligenz gehört demnach nicht nur das Verständnis der Suchintention, sondern auch das Google beispielsweise weiß, wo man sich derzeit aufhält. All das trägt dazu bei bessere, sprich relevantere Suchergebnisse zu liefern.
Nicht die Keywords haben sich verändert, sondern das Suchverhalten
Weniger die Keywords, als vielmehr die Art und Weise, wie heute gesucht wird, hat sich also verändert. Statt einzelner Schlüsselwörter stehen eher die Themen im Fokus. Das beweist auch der Google Keyword Planer, der bereits seit 2014 nicht mehr einzelne Keywords anzeigt, sondern eine thematische Gruppierung vornimmt.
Für SEOs bedeutet das, dass sie über die expliziten Informationen von Suchanfragen hinausdenken und vielmehr die impliziten Hinweise aufgreifen müssen, um die konkrete Absicht hinter der Suche zu erkennen. Was will zum Beispiel jemand, der nach „Sous Vide Stick“ sucht? Will er wissen, was ein Sous Vide Stick ist (informationale Suche), einen Sous Vide Stick kaufen (transaktionale Suche) oder einfach nur zur Webseite eines Herstellers gelangen (navigationale Suche)?
Verschiedene Typen von Keywords
Suchintention erkennen und verstehen
Für SEOs ist es nicht immer ganz leicht herauszufinden, was hinter einer Suchanfrage steckt. Vor allem, je kürzer die Suchphrase ist. Wird das Head Keyword um „kaufen“ ergänzt, handelt es sich mit fast 100-prozentiger Wahrscheinlichkeit um eine transaktionale oder auch kommerzielle Suchanfrage. Fällt eine Suchanfrage weniger eindeutig aus, hilft ein Blick in die Suchergebnisse.
Es gibt eine Reihe an Anhaltspunkten, die Aufschluss über die Suchintention geben können:
- Welche Domains belegen in den Suchergebnissen die besten Plätze? Handelt es sich eher um informationsorientierte Webseiten wie Wikipedia oder um Online Shops?
- Werden vermehrt Webseiten aus der Region angezeigt?
- Bietet Google Direct Answers an oder wird ein Knowledge Graph angezeigt?
- Werden Bilder, News oder Google Shopping eingeblendet?
- Wird das erste organische Suchergebnis um Sitelinks ergänzt?
- Welche Vervollständigungen, basierend auf Anfragen aus der Vergangenheit, schlägt Google Suggest vor?
- Welche ähnlichen Suchanfragen am Ende der Suchergebnisseite werden angeboten?
- Sind die Suchergebnisse auf Seite zwei ähnlich denen auf Seite eins oder ändert sich der Typ?
- Welche Bilder werden in der Bildersuche angezeigt?
Nur wer weiß, was die Nutzer erwarten, wenn sie nach einem bestimmten Begriff suchen, der kann gezielt darauf optimieren. Doch Vorsicht: Die Suchintension ist nicht in Stein gemeißelt. Wer nach „iPhone“ googelt, erwartet keine Ergebnisse mehr zum iPhone 4 von 2010, sondern zu den neusten Modellen. Auch die Saison, in der gesucht wird, kann einen Einfluss haben. Im Frühjahr erwarten Nutzer, die nach Autoreifen suchen, Angebote oder Informationen zu Sommerreifen, im Herbst hingegen zu Winterreifen.
Vor allem bei Neuheiten und Trendprodukten (Fidget Spinner, etc.) ist der Wandel der Suchintention gut zu erkennen. Als das E-Bike vor einigen Jahren auf den deutschen Markt kam, war vor allem das Informationsbedürfnis groß. Typisch bei einem verhältnismäßig komplexen und vor allem teuren Produkt. Seite eins der Suchergebnisse wurde von Webseiten dominiert, die Informationen vermittelten. Mittlerweile wissen viele, was ein E-Bike ist. Die Intention kann sich somit von der Information zur Transaktion verschoben haben. Folglich finden sich nun vor allem Händler auf den TOP-Positionen.
Fokus von Short Tail auf Long Tail Keywords
Früher wurde vor allem auf Short Tail Keywords optimiert, also auf einzelne Suchbegriffe. Jeder wollte für „Smartphone“, „KFZ-Versicherung“, „Schüleraustausch“ oder „Städtereise“ auf Platz eins stehen und hat natürlich auch heute nichts dagegen. Bei diesen harten Keywords ist der Wettbewerb jedoch enorm. Gewinner gibt es nur einige wenige.
Heute bestehen 70 Prozent aller Suchanfragen aus Long Tail Keywords mit drei, vier oder mehr Wörtern. Das hat auch damit zu tun, dass das Smartphone unser ständiger Begleiter geworden ist und wir zunehmend Sprachassistenten wie Amazon Echo nutzen. Wir geben unsere Suchanfragen also nicht mehr zwangsläufig in den Suchschlitz von Google ein, sondern sprechen diese in irgendein Gerät. Dabei nutzen wir erst recht keine abgehackten Keyword-Kombinationen, sondern formulieren unsere Suchanfragen aus. Weil wir in der Regel Antworten auf Fragen oder Lösungen für Probleme suchen, handelt es sich meist um Fragestellungen.
Suchmaschinenoptimierung konzentriert sich in den letzten Jahren deshalb vornehmlich auf die Optimierung des Long Tails. In diesem Zusammenhang ist der Content wieder stärker in den Mittelpunkt gerückt. Die Suchphrase muss nicht in exakt der orthographischen und grammatikalischen Form im Text vorkommen, wie sie der Suchende verwendet. Googles semantisches Verständnis ist heute so ausgefeilt, dass es nicht mehr darauf ankommt, dass eine Webseite das exakte Keyword möglichst oft im Text verwendet, sondern dass sie den besten Content zum Thema bietet.
Eigenschaften von Short und Long Tail Keywords
Short Tail Keywords | Long Tail Keywords |
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Keywords müssen in guten Content eingebunden werden
Genau deshalb hat haben sich holistische Inhalte etabliert. Wer heute für ein Keyword gut ranken will, der muss Texte anbieten, die in die Tiefe gehen, ein Thema aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten, Fragen beantworten und Lösungen bieten. Erfüllt ein Text diese Anforderungen, dann ist er relevant und wird von Google entsprechend gewürdigt. Ein solcher Text steckt schon von Natur aus voller Keywords und Synonyme, ohne ihn groß darauf optimieren zu müssen.
Trotzdem spielen natürlich auch die „harten Keywords“ noch eine große Rolle. Sie geben die Richtung vor und machen es Google leicht das Thema zu identifizieren. Für den Erfolg jedoch sind die Long Tail Keywords entscheidend. Denn auch wenn das Suchvolumen und der Traffic bei langen Keywords geringer sind, so ist die Conversion doch meist höher. Mit dem Long Tail wird der Fokus gesetzt. Webseitenbetreiber, die nicht fokussieren, erreichen niemanden. Erst die Fokussierung trägt dazu bei, die richtige Gruppe von Menschen, die viel beschworene Zielgruppe, zu erreichen.
In der Praxis hat es sich deshalb etabliert, für jede Seite mit ein, zwei Head Keywords die Richtung vorzugeben und sich dann mit Synonymen, Perspektivenwechseln, Fragestellungen und verwandten Suchanfragen auf den Long Tail zu konzentrieren.
Wie aber findet man die richtigen Keywords? Hier ein exemplarischer Leitfaden:
- Mit welchen Begriffen würde ich selbst suchen? Jeder Webseitenbetreiber und SEO ist ebenfalls ein Google-Nutzer. Bevor man also irgendwelche Tools bemüht, sollte man den eigenen Verstand nutzen. Über 90 Prozent der Menschen denken wie der Durchschnitt bzw. die Masse.
- Im zweiten Schritt sollte man die Perspektive der Zielgruppe einnehmen und sich in diese hineinversetzen. Mit ein wenig Empathie und Verständnis kommt man ganz leicht an die Keywords, die die Zielgruppe benutzt.
- Falls eine Webseite schon besteht, sollte man mithilfe der Search Console, Google Analytics oder anderen Tools prüfen, über welche Wege die bisherigen Besucher auf die Seite gelangt sind. Das ist zugegebenermaßen nicht ganz einfach, weil die meisten Suchanfragen heute aus Datenschutzgründen mit „not provided“ deklariert werden. Trotzdem liefern auch diese Tools wichtige Anhaltspunkte.
- Nun ist es an der Zeit auch SEO- und spezielle Keyword-Tools (z. B. den „Keyword Explorer“ von ahrefs.com) einzusetzen um beispielsweise herauszufinden, welche im Brainstorming notierten Keywords das lukrativste Suchvolumen haben.
- „Andere suchten auch nach“ über die Google Suche berücksichtigen (Tipp: Diese Chrome-Erweiterung vereinfacht es sehr)
- Im letzten Schritt werden einige wenige primäre Keywords ausgewählt, um daraus mit Hilfe von Verstand und Tools semantisch verwandte Long Tail Keywords abzuleiten.
Abhängig vom Schwerpunkt der Suchintention, der sich wie bereits geschildert durchaus verlagern kann, können sich natürlich auch die Keywords im Laufe der Zeit verändern. Suchmaschinenoptimierung ist ein immerwährender Prozess, das gilt natürlich auch für die Keyword-Recherche.
Keywords gezielt platzieren
Hat man die lohnenswerten Keywords ausfindig gemacht, gilt es die Webseite dafür zu optimieren. Hier gibt es nicht die eine alles entscheidende Stellschraube. Entscheidend ist das Zusammenspiel vieler kleiner Zahnräder, die nur gemeinsam das große Ganze bewegen können. Folgend die wichtigsten Tipps, wenn es um die Integration der Keywords geht:
- URLs: URLs ändern sich selten, sind gut sichtbar und beschreiben die gesamte Seite – deshalb mag Google die Webadresse und schenkt den Keywords darin Aufmerksamkeit.
- Title: Gleiches gilt im Grunde für den Titel, der quasi als Überschrift für die gesamte Seite dient. Schlüsselwörter im Titel haben deshalb eine besondere Bedeutung, auch weil sie die Klickrate beeinflussen.
- Meta-Description: Was für den Titel gilt, gilt auch für die Beschreibung. Sie bietet mehr Platz zur Präzisierung der Inhaltsangabe und sollte mit Blick auf das Snippet lang und überzeugend ausfallen.
- Überschriften: Überschriften haben eine wichtige Leitfunktion und werden von Google genau analysiert. Alle Hierarchieebenen (H1, H2, H3, etc.) sollten deshalb gezielt optimiert werden.
- Text: Der Text sollte Short und Long Tail Keywords sowie Synonyme enthalten. In der Regel genügt ein leserorientierter Schreibstil, die Keyword-Dichte spielt keine Rolle. Hervorhebungen wie z. B. Fettdruck sind hilfreich.
- Interne Links: Auch mit Keywords im Ankertext hilft man Google zu verstehen, worum es thematisch auf der Webseite geht. Google beobachtet mit besonderer Intensität auch den Content rund um den Link.
- Bildername: Da Google den Inhalt von Bildern nicht erkennen kann, sollte der Dateiname diesen mit Keywords beschreiben, was auch für ein besseres Ranking in der Bildersuche sorgt.
- Alt-Attribut: Das Alt-Attribut dient gezielt der Beschreibung des Bildinhalts, auch um sehbehinderten Besuchern eine Alternative zu bieten.
- Title-Attribut: Das Title-Attribut funktioniert zwar nicht bei jedem Browser, dient aber vor allem dann als Informationsquelle, wenn keine Bildunterschrift vorhanden ist. Es sollte in jedem Fall mit Keywords genutzt werden.
- Bildunterschrift: Um Google die Interpretation von Bildern zu erleichtern, sollten diese immer über eine Bildunterschrift verfügen. Das gilt gleichermaßen für Videos.
Im Grunde genommen sollte jeder Bereich einer Webseite auch die Keywords enthalten, wenngleich einige mehr Einfluss auf das Ranking haben als andere. Trotz allem darf keine Überoptimierung stattfinden. Der Besucher steht immer im Vordergrund. Das ist auch das Ziel von Google. Er erwartet Übersichtlichkeit und Lesbarkeit und keine krampfhaft optimierten SEO-Texte. Diese besitzen sowieso kaum Nachhaltigkeit und werden, wenn sie überhaupt funktionieren, wahrscheinlich beim nächsten Google-Update an Sichtbarkeit verlieren.
Die Meta-Keywords können wie eingangs erwähnt getrost ignoriert werden. Dafür sollte man sich lieber die Zeit nehmen, jede einzelne Seite im Kontext zur gesamten Webseite zu betrachten um die Kannibalisierung einzelner Seiten auszuschließen und Lücken im Keyword-Portfolio zu schließen. Und natürlich gilt auch hier: testen, testen, testen. Manche Keywords skalieren trotz gründlicher Recherche besser als andere. Probieren geht über Studieren!
Fazit: Keywords sind lebendiger denn je
Keywords sind weder überflüssig noch tot. Für die Suchmaschinen sind sie noch immer das Mittel der Wahl, wenn es um die Interpretation des Contents geht – ganz gleich ob Texte, Bilder, Videos oder Audioinhalte. Sie sind unverzichtbar, wenn es darum geht relevanten, organischen Traffic zu generieren. Und damit sind sie für Google Fluch und Segen zugleich. Doch der Spielraum für schmutzige Tricks wird immer kleiner, was all jenen SEOs zugutekommt, die auf Suchmaschinenoptimierung im Rahmen der Google-Richtlinien setzen.
Richtig ist aber auch, dass sich die Nutzer und Google hinsichtlich der Keywords verändert haben. Der Trend wird durch Voice Search und Co. auch in Zukunft zum Long Tail gehen. Google wird weitere Erfahrungen sammeln und Methoden entwickeln, um die Suchintention sowie den Content noch besser zu verstehen. Denn nur wenn es dem Suchgiganten gelingt, dass Intention und Inhalt perfekt zueinander passen, kann Google seine Marktführerschaft verteidigen.
Eins ist sicher: Die Keywords werden so lange nicht aussterben, so lange es Menschen gibt, die Wörter nutzen um mit Suchmaschinen zu kommunizieren. Also wahrscheinlich nie.
Kommentare
Kostenlose & knackige SEO Tipps für mehr Sichtbarkeit 22. August 2021 um 11:23
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