Regional- und Sprachvarianten klug auszeichnen

In der globalisierten Zeit, in der wir leben, ist es keine Seltenheit mehr, dass Unternehmen international agieren. Webseiten richten sich deshalb häufig nicht nur an Bewohner eines Landes, sondern sind in verschiedenen geografischen und/oder sprachlichen Varianten vorhanden. Für Onlinehändler, die in Deutschland verkaufen, ist die Hürde nach Österreich nicht sehr hoch. Immerhin wird hier und dort die gleiche Sprache gesprochen. Dennoch müssen unterschiedliche Voraussetzungen erfüllt werden, zum Beispiel weil andere Gesetze oder Lieferbedingungen gelten. Deshalb müssen einzelne Seiten, wenn auch nicht übersetzt, doch zumindest angepasst werden.

Früher hat man Suchmaschinen die Sprache einer Webseite mit dem language-Attribut in den Metadaten mitgeteilt. Das ist heute nicht mehr nötig. Google und Co. sind mittlerweile so intelligent, dass sie die Sprache einer Seite automatisch erkennen. Was trivial klingt, ist gar nicht so einfach. Immerhin nutzen wir beispielsweise viele Anglizismen. Eine deutsche Webseite, die sich mit französischer Poesie beschäftigt, hat naturgemäß einen hohen Französischanteil. Grundsätzlich sollte man als Webseitenbetreiber jedoch darauf achten, nicht zu viele Fremdsprachen und Fremdsprachenanteile auf seiner Webseite zu mischen, damit die Suchmaschinen nicht irritiert werden.

Tipp: Google Search Console

Noch bevor man das hreflang-Attribut verwendet, kann man in der Google Search Console unter Suchanfragen > Internationale Ausrichtung prüfen, welchem Land Google die Webseite bisher zugeordnet hat. Nach dem Einsatz des Attributs werden hier auch die Interpretation von Google und mögliche Fehler angezeigt.

Wann und warum sollte man hreflang nutzen?

Wessen Webseite es in mehr als einer Regional- oder Sprachvariante gibt, der sollte das hreflang-Attribut unbedingt nutzen. Das Attribut hilft Google bei der eindeutigen geografischen und sprachlichen Zuordnung einer Webseite. Das ist aus folgenden Gründen wichtig:

  1. Duplicate Content vermeiden
    Duplicate Content gehört zu den SEO-Todsünden. Dennoch kann ein und derselbe Text sowohl zur deutschen, als auch zur österreichischen Zielgruppe passen. Warum also krampfhaft umformulieren? Wenn man Google mit hreflang verschiedene Zielgruppen für den gleichen Inhalt meldet, wird dieser nicht mehr als Duplicate Content gewertet.
  1. Richtige Seite anbieten
    Nutzern von Google Österreich wird häufig statt der österreichischen Webseite, die deutsche Webseite angezeigt. Das liegt an der mangelnden Diversität, die eben mit der gemeinsamen Sprache zu tun hat. Nutzt man das hreflang-Attribut, teilt man Google eindeutig mit, welche Seite für welches Land bestimmt ist. Google greift diese Information zwecks Relevanzsteigerung dankend auf. Die Besucher werden aus den Suchergebnissen direkt auf die richtige Seite verwiesen. Allein das kann die Konversionsrate deutlich steigern.

Tipp: Nutzersprache herausfinden

Ob sich Seiten in anderer Sprache lohnen, kann man spielend über ein Webanalyse-Tool wie Google Analytics herausfinden. Dort kann man sich mit wenigen Klicks anzeigen lassen, welche Sprache die eigenen Besucher sprechen. Kommen beispielsweise viele Zugriffe aus Österreich oder der Schweiz, kann möglicherweise eine länderspezifische Landingpage sinnvoll sein.

Wie sieht das hreflang-Attribut aus?

Obwohl das hreflang-Attribut viele Chancen bietet, trauen sich viele Webseitenbetreiber nicht ran. Dabei ist die Definition und Implementierung gar nicht so schwer. Wichtig ist, dass beides gewissenhaft erfolgt. Denn eine falsche Angabe kann den Traffic zum Einsturz bringen.

Ein korrekter Tag sieht wie folgt aus:

<link rel=“alternate“ hreflang=“xx-XX“ href=“URL“ />

Der Tag setzt sich aus folgenden Bestandteilen zusammen:

link
Es handelt sich um ein HTML-Linkelement.

rel=“alternate“
Dieses Attribut gibt die Beziehung beider Dokumente zueinander an. In diesem Fall weist alternate darauf hin, dass für dieses Dokument ein Alternativdokument existiert.

hreflang=“xx-XX“
Dieses Attribut gibt an, zu welcher Sprache und optional welcher Region die im folgenden Attribut aufgeführt URL erscheinen soll.

href=“URL“
Dieses Attribut enthält die absolute URL des Alternativdokuments.

Die Angabe des wichtigsten Bestandteils, des hreflang-Attributs, erfolgt mittels ISO-Code. Am Anfang steht, üblicherweise in Kleinbuchstaben, der Code für die Sprache (nach ISO 639-1). Durch einen Bindestrich getrennt, und üblicherweise in Großbuchstaben, folgt optional der Code für die Region (nach ISO 3166-1 alpha-2). Zum Beispiel:

de-DE: deutschsprachiger Inhalt für Nutzer aus Deutschland
de-CH: deutschsprachiger Inhalt für Nutzer aus der Schweiz
en-AU: englischsprachiger Inhalt für Nutzer aus Australien
pt-BR: portugiesischsprachiger Inhalt für Nutzer aus Brasilien

Die Unterscheidung von Klein- und Großbuchstaben entspricht der Konvention und ist übersichtlicher. Google allerdings akzeptiert auch durchgehende Kleinschreibung. Wird im hreflang-Attribut statt eines ISO-Codes der Wert „x-default“ eingetragen, signalisiert man der Suchmaschine damit, dass diese URL allen Nutzern angezeigt werden soll, die durch andere hreflang-Attribute nicht abgedeckt werden. Man könnte sie so zum Beispiel auf eine Länder- oder Sprachauswahlseite verweisen.

Wie kann ich das hreflang-Attribut implementieren?

Es gibt grundsätzlich drei Wege, das hreflang-Attribut in eine multiregionale oder mehrsprachige Webseite zu implementieren:

  1. HTML-Header
    Die einfachste und gängigste Variante ist es, das hreflang-Attribut im head-Bereich der Webseite als HTML-Linkelement zu implementieren. Beispiel für verschiedene englischsprachige Webseiten:<link rel=“alternate“ hreflang=“en“ href=“http://www.domain.com“ />
    <link rel=“alternate“ hreflang=“en-AU“ href=“http://www.domain.au“ />
    <link rel=“alternate“ hreflang=“en-GB“ href=“http://www.domain.co.uk“ />
  1. HTTP-Header
    Inhalte, die keine HTML-Dateien sind, wie zum Beispiel PDF-Dokumente, können im HTTP-Header mit einer hreflang-Anmerkung versehen werden. So lassen sich nach Konfiguration des Webservers, wie im folgenden Beispiel, verschiedensprachige Bedienungsanleitungen anzeigen:Link: <http://www.domain.com/downloads/manual_english.pdf/>; rel=“alternate“; hreflang=“en“
    Link: <http://www.domain.com/downloads/manual_german.pdf/>; rel=“alternate“; hreflang=“de“
    Link: <http://www.domain.com/downloads/manual_polish.pdf/>; rel=“alternate“; hreflang=“pl“
  1. XML-Sitemap
    Bei Webseiten, die aus tausenden Seiten und diversen Regional- oder Sprachvarianten bestehen, ist die Implementierung über die bereits genannten Wege sehr aufwendig. Eine praktikable Alternative ist die Auszeichnung in der XML-Sitemap. Hierfür muss in jedem URL-Element zusätzlich zum loc-Tag ein xhtml:link-Tag gesetzt werden, welches die jeweils gleichwertigen Inhalte in ihren jeweiligen Variante referenziert. Beispiel:<?xml version=“1.0″ encoding=“UTF-8″?>
    <urlset xmlns_xhtml=“http://www.w3.org/1999/xhtml“>
    <url>
    <loc>http://www.domain.com/english/</loc>
    <xhtml:link rel=“alternate“ hreflang=“en“ href=“http://www.domain.com/english/“ />
    <xhtml:link rel=“alternate“ hreflang=“de“ href=“http://www.domain.com/german/“ />
    <xhtml:link rel=“alternate“ hreflang=“de-AT“ href=“http://www.domain.com/german-austria/“ />
    </url>
    <url>
    <loc>http://www.domain.com/german/</loc>
    <xhtml:link rel=“alternate“ hreflang=“de“ href=“http://www.domain.com/german/“ />
    <xhtml:link rel=“alternate“ hreflang=“de-AT“ href=“http://www.domain.com/german-austria/“ />
    <xhtml:link rel=“alternate“ hreflang=“en“ href=“http://www.domain.com/english/“ />
    </url>
    <loc>http://www.domain.com/german-austria/</loc>
    <xhtml:link rel=“alternate“ hreflang=“de-AT“ href=“http://www.domain.com/german-austria/“ />
    <xhtml:link rel=“alternate“ hreflang=“de“ href=“http://www.domain.com/german/“ />
    <xhtml:link rel=“alternate“ hreflang=“en“ href=“http://www.domain.com/english/“ />
    </url>
    </urlset>

Wie das Beispiel zeigt, muss für jede URL ein eigenes URL-Element erstellt werden. Die XML-Sitemap sollte im Anschluss in der Google Search Console (ehemals Webmaster Tools) auf Fehler überprüft werden.

Was bedeutet bidirektionale Verlinkung?

Unabhängig davon, welche Methode zur Implementierung gewählt wird, ist es wichtig, darauf zu achten, dass alle Seiten mit gleichem Inhalt untereinander verknüpft werden. Es müssen jeweils nicht nur alternativ vorhandene Regional- oder Sprachvarianten angegeben werden, sondern jeweils auch die eigene. Man spricht dabei von bidirektionaler Verlinkung. Nur so ist es der Suchmaschine möglich, die Architektur einer Webseite zu begreifen und den passenden Inhalt auch anzuzeigen. Wird hingegen nur unidirektional verlinkt, ist die Struktur gebrochen und aus Sicht von Google nicht mehr valide.

Nicht zuletzt die bidirektionale Verlinkung ist es, die zu komplexen Beziehungsgeflechten führt, je umfangreicher eine Webseite ist. Deshalb ist es ratsam, hreflang schrittweise umzusetzen. Am besten beginnt man damit, zunächst nur ein Verzeichnis umzustellen und die Auswirkungen zu beobachten. So lassen sich größere Schäden durch den falschen Einsatz des Attributs verhindern.

Die Reihenfolge, in der die hreflang-Attribute angegeben werden, spielt für die Suchmaschinen übrigens keine Rolle. Je mehr Attribute es sind, desto praktikabler und übersichtlicher ist die alphabetische Ordnung.

Tipp: Tools und Plugins

Es gibt einige nützliche Tools, die bei der Erstellung oder Validierung des hreflang-Attributs behilflich sind. Der hreflang-Generator von Sistrix gibt nach Angabe der URLs, Sprachen und ggf. Regionen den korrekten Code unter Berücksichtigung der bidirektionalen Verlinkung an. Mit dem hreflang-Validator kann man seine Anmerkungen validieren. Wer die Anmerkungen im head-Bereich des HTML-Dokuments getätigt hat, kann zur Überprüfung auch Screaming Frog nutzen. Das hreflang-Tool generiert nach dem Upload einer CSV-Tabelle ein XML-Sitemap mit hreflang-Attributen.

Wie kann man den Erfolg von hreflang feststellen?

Es gibt zwei wesentliche Indikatoren dafür, ob die Verwendung des hreflang-Attributs erfolgreich war:

  1. Seitenabrufe in der Google Search Console
    Existieren mehrere Regional- oder Sprachvarianten einer Webseite, sollten diese in der Google Search Console als separate Webseiten geführt werden – unabhängig davon, ob diese Varianten über unterschiedliche Domains, Subdomains oder Verzeichnisse erreichbar sind.Nach der Implementierung des hreflang-Attributs kann man sich in der Search Console die Seitenabrufe der einzelnen Varianten anschauen. Dafür filtert man unter Suchanfragen > Suchanalyse einfach nach dem gewünschten Land.Hat ein Sauerländer Hotel mit deutscher und niederländischer Sprachvariante seiner Webseite hreflang erfolgreich eingebunden, dann müssten die Zugriffe niederländischer Nutzer auf die niederländische Variante steigen.
  1. Sichtbarkeit
    Hat das beispielhaft genannte Hotel im Sauerland für die deutschsprachige Sprachvariante eine .de-Domain und für die niederländische Zielgruppe eine .nl-Domain, dann sollte sich nach erfolgreicher Implementierung des hreflang-Attributs die Sichtbarkeit der .nl-Domain in den Suchergebnissen erhöhen. Da niederländische Besucher nun weniger die .de-Domain angezeigt bekommen, wird die Sichtbarkeit dieser Domain voraussichtlich sinken.

Was bringt das hreflang-Attribut aus SEO-Sicht?

Zunächst einmal sollte klargestellt werden, dass das hreflang-Attribut an sich kein Rankingfaktor ist. Allerdings trägt seine Nutzung indirekt zur Suchmaschinenoptimierung (SEO) bei. So steigt die Verweildauer von Nutzern, die die geografisch angepasste Seite aufrufen, spürbar. Das wird jeder nachvollziehen können, der schon einmal einen Onlineshop mit fremder Währung aufgerufen hat. In der Regel wird die Seite schnell wieder verlassen, ohne nach einer anderen Länder- oder Sprachvariante zu suchen.

Steigt die Verweildauer, sinkt die Absprungrate. Mit geografisch abgestimmten Seiten steigt automatisch auch die Benutzerfreundlichkeit. Die Relevanz für den Nutzer und letztlich auch für die Suchmaschine erhöht sich.

Achtung: Kombination von hreflang- und canonical-Attribut

John Mueller von Google empfiehlt die Kombination von hreflang und canonical nur in absoluten Ausnahmefällen. Nämlich dann, wenn die Inhalte wirklich zu 100 Prozent identisch sind. Schon wenn das Währungszeichen ein anderes ist, sollte darauf verzichtet werden. Das liegt daran, dass Google stets den Seitentitel und die Seitenbeschreibung der kanonischen Seite verwendet, was nicht immer angemessen ist. Unpassend ausgelieferte Snippets können auf diese Weise zum Sinken der Klickrate führen.

Für wen ist hreflang interessant?

Wer eine Webseite mit mehr als einer Sprachvariante besitzt und internationale Zielgruppen ansprechen möchte, der sollte unbedingt das hreflang-Attribut nutzen, um Google exakt mitzuteilen, welche Seite für welche Zielgruppe bestimmt ist. Die Implementierung ist grundsätzlich kein Hexenwerk, sollte aber mit größter Sorgfalt geschehen, um möglichen Risiken zu entgehen. Auch wenn hreflang per se nicht zur Rankingsteigerung beiträgt, so führt das Attribut doch zur Verbesserung einiger „SEO-Aspekte“ und nicht selten auch zur Steigerung der Konversionsrate.