Am 25. Januar 2023 gab es einen Leak. Es tauchten Dokumente mit den Rankingfaktoren der russischen Suchmaschine Yandex auf. Ein ehemaliger Mitarbeiter hatte die Informationen veröffentlicht. Das klingt zunächst nicht besonders relevant für Webseiten aus dem deutschsprachigen Raum. Denn hier hat Yandex keinen wesentlichen Marktanteil, obwohl es sich um die weltweit viertgrößte Suchmaschine handelt.
Aber: Yandex dürfte ähnliche Grundlagen bei der Berechnung von Rankings haben wie Google. Denn die Suche gilt als Klon und wurde von ehemaligen Google-Mitarbeitern maßgeblich mitentwickelt. Zwar sind die beiden Dienste nicht identisch und haben sich in den vergangenen Jahren eigenständig entwickelt. Es lohnt sich aber für Sie, genauer auf die Daten zu schauen.
Es sind insgesamt 1.922 Rankingfaktoren, die spannende Einblicke geben. Sie können damit etwas für die eigene Suchmaschinenoptimierung lernen. Vor allem zeigen die Daten eins: SEO ist keine Zauberei, sondern ein zielgerichteter Weg zum Erfolg. Mit einer Suchmaschinenoptimierung, die sich nutzerzentriert an konkreten Daten orientiert, „bedienen“ Sie die Algorithmen. Gehen Sie geschickt dabei vor, führt das zu besseren Rankings. Die Yandex-Dokumente können dabei zumindest teilweise die Frage nach dem „Wie“ beantworten.
Was bedeutet der Yandex-Leak?
Dass nun mehr als 1.900 Rankingfaktoren einer der größten Suchmaschine vorliegen, ist ein Glücksfall für Webseitenbetreiber und SEO-Profis. Sie haben eine Datenquelle, um das Innenleben von Suchalgorithmen zu verstehen. Zugleich unterstreichen die Rankingfaktoren, dass die Aussagen von Google richtig sind. Denn die immer wieder propagierten Vorgehensweisen finden sich zum größten Teil auch in den geleakten Daten der russischen Konkurrenz wieder.
Die veröffentlichten Daten sind allerdings mit Vorsicht zu genießen. Sie bedeuten nicht, dass alle Einflussgrößen aktuell bei Yandex noch Verwendung finden. Sie bedeuten auch nicht, dass Google diese Faktoren ebenfalls nutzt. Es wird Unterschiede geben, zumindest in Nuancen und Gewichtungen.
Dennoch sind die Daten eine Fundgrube, um Zusammenhänge zu verstehen und den einen oder anderen neuen Aspekt zu entdecken. Mehr noch: Sie zeigen, wie wichtig es ist, sich an bekannten oder vermuteten Rankingfaktoren zu orientieren. Denn eine so optimierte Webseite kann in der Suche wirklich nach oben klettern.
Die Yandex-Rankingfaktoren
Es ist äußerst schwierig, das Zusammenwirken aller 1.922 Rankingfaktoren zu bewerten. Sinnvoller ist es, sich auf einzelne Themenbereiche und Gruppen zu konzentrieren. Wie die interne Gewichtung ist und ob sie immer 1:1 auf Google zu übertragen sind, bleibt dabei offen. Ein Blick auf die Themengruppen lohnt sich aber dennoch.
Die Yandex-Dokumente lesen lernen
Neben den reinen Yandex-Faktoren gibt es noch jede Menge Rankingfaktoren zu Diensten wie Karten, E-Mail, Cloud usw. Insgesamt beinhaltet die 44 GB große Datei sogar 18.000 einzelne Faktoren. Doch wesentlich und für SEO spannend sind die Teile, die direkt die Suche betreffen.
Yandex selbst hat sich zu den veröffentlichten Daten auch geäußert. Die Verantwortlichen betonen, dass die Rankingfaktoren teilweise veraltet sind (die Datei stammt aus Sommer 2022) und es sich bei einigen Einflussgrößen um Test-Anwendungen handelt. In der Gesamtheit dürfte die Mehrheit der Daten aber praxisrelevant sein oder zumindest gewesen sein.
Die Datei ist aufgeteilt in durchnummerierte Faktoren mit Namen und kurzen Erläuterungen. Daraus lassen sich teilweise Rückschlüsse ziehen, wie ein einzelner Punkt zu lesen ist und wie das Zusammenspiel funktioniert. Die gesamte Datei ist als *.csv oder als .txt-Datei auf verschiedenen Portalen wie auf Dropbox zu finden.
Bei den Rankingfaktoren wie in dieser Abbildung ist die Beschreibung besonders interessant, die teilweise nur auf Russisch vorliegt. In der Abbildung geht es um den Rankingfaktor 1675 „OwnerWebsiteAttention“. Demnach gewichtet Yandex Webseiten besser, wenn die Webseite gepflegt ist und der Betreiber zumindest einmal im Vierteljahr Details verändert. Nebenbei ist das ein spannender SEO-Aspekt. Er zeigt, dass sich eine kontinuierliche Arbeit am Projekt lohnt.
Ebenfalls wichtig sind die Tags. Darunter befinden sich teilweise welche wie „TG_DEPRECATED“ (veraltet) oder „TG_UNUSED“ (ungenutzt). Das lässt darauf schließen, dass aktuell nicht alle Faktoren in den Algorithmus von Yandex einfließen. Zusätzlich kann das Implementierungsdatum Aufschluss darüber geben, wann und wie einzelne Date die Suche verändert haben.
Die Essenz der geleakten Rankingfaktoren von Yandex
An vielen Stellen der Datei sind bekannte Rankingfaktoren zu finden, die auch für Google relevant sind. Links, Text, technische Details – die SEO-Klassiker. Interessant ist, dass hier die genauen Teilbereiche offensichtlich werden.
Unter Vorbehalt, dass die Faktoren nicht alle aktuell sein müssen, gibt es spannende Erkenntnisse. Im folgenden Abschnitt finden Sie ein paar Ergebnisse, die sich unter anderem auf die Arbeit von Alex Buraks und Malte Landwehr stützen, und dazu einige Empfehlungen mit Blick auf Google.
Page Rank, Linkquellen und Linkalter
Links sind wie zu erwarten ein wichtiger Rankingfaktor. Das Dokument enthält Hinweise darauf, dass Yandex in der Vergangenheit sowohl die Stärke der Links als auch das Alter bei der Berechnung der Suchergebnisse genutzt hat. Startseitenlinks sind außerdem etwas stärker gewichtet als Links von Unterseiten. Selbst das Page-Rank-Modell taucht auf.
Allerdings scheinen einige der Einflussgrößen veraltet zu sein. Dennoch dürften Anzahl, Linktext, Quelle und Alter der Links eine gewisse Rolle spielen. Das erinnert stark an Google-Rankingfaktoren.
Yandex kämpft mit zwei Faktoren gegen Linkspam an. Der eine setzt den Page Rank auf 0, der andere entwertet ganze Hosts (IPs, Domains und/oder Personen).
Linktext und Relevanz
Mehrere Rankingfaktoren legen den Schluss nahe, dass Yandex sowohl den Linktext als auch das Themenumfeld stark in die Bewertung des Links einfließen lässt. Demnach scheinen Brandlinks (nur der Domainname verlinkt) ebenso wichtig zu sein wie verlinkte harte Keywords. Es zählen aber auch Begleitwörter und Synonyme.
Zudem zählt für das Ranking, ob jedes Wort der Suchanfrage im Link enthalten ist. Ebenso fließen Dinge ein wie die Anzahl der ausgehenden Links der Quellseite sowie das Verhältnis von als gut und als schlecht bewerteten Links.
Besondere Linkquellen werden besonders bewertet
Yandex listet mehrere Rankingfaktoren, die besondere Webseiten anders als andere Webseiten bewerten. So sind Links von Wikipedia überproportional wichtig. Ebenso zählen Verweise aus dem russischen Social-Media-Angebot VK positiv. Von solchen Sonderbehandlungen gibt es eine ganze Reihe.
Traffic: Besucherströme sollten diversifiziert sein
Sowohl der gesamte gemessene Traffic als auch der prozentuale Anteil des Gesamttraffics aus der Suche fließen in die Yandex-Rankings ein. Es scheint wichtig zu sein, über verschiedene Traffic-Kanäle zu verfügen. Das zeigt, wie breit ein Projekt aufgestellt ist. Es ist unsicher, ob beides bei Google ebenfalls ein wichtiger Faktor ist.
Nutzersignale, CTR und andere „Social-Faktoren“
Die insgesamt meisten Rankingfaktoren beschäftigen sich mit Nutzersignalen, selbst in Form der Anzahl von Bookmarks. Besonders relevant scheint der Zusammenhang zwischen der Anzahl von Klicks aus der Suche und dem Ranking zu sein. Dabei spielt auch die Bounce-Rate (Rückkehr zur Suche) eine Rolle und der prozentuale Anteil von Klicks auf eine URL an allen Klicks zu einem Suchbegriff. Das berechnet Yandex offenbar zusätzlich mit Regionalbezug selbst für kleinste Regionen – ein Hinweis für local SEO.
Was bei Google nicht so deutlich bestätigt ist, wird hier sehr offensichtlich: Das Nutzerverhalten fließt in die Yandex-Rankings ein. Zusätzlich gibt es mehrere Faktoren, die sich gegen die Manipulation von Klickverhalten richten.
Verweildauer auf der Seite
Google betont immer wieder, dass die Verweildauer kein Rankingfaktor ist. Im Yandex-Dokument gibt es dagegen mehrere Dutzend solcher Faktoren. Davon sind einige offenbar auch noch aktiv. Die Daten stammen aus dem Verhalten in der Suche sowie aus dem eigenen Analytics-Programm Metrica.
Überraschung: Anzeigen und Analysedaten wirken positiv
Es gibt Hinweise darauf, dass Yandex Webseiten bevorzugt, die das Analytics-Programm Metrica von Yandex nutzen und/oder Werbung in der Suche („paid traffic“) schalten. In diesem Punkt scheint sich die Suche von der von Google deutlich zu unterscheiden.
Klassifizierung: Art des Angebots und der Einfluss der Suchintention
Yandex nutzt mehrere Rankingfaktoren, die eine Webseite klassifizieren. Zum einen werden die Angebote in kommerziell, Shops, Nachrichten usw. eingeteilt. Dazu zählt auch eine Einstufung als offizielle Webseite. Zum anderen werden Suchanfragen bewertet und die Nutzerintention abgeschätzt.
Aus dem Zusammenspiel ergibt sich ein Ranking bestimmter Webseiten für bestimmte Suchanfragen. Dabei spielt Yandex offenbar sogar nach Wochentag und Uhrzeit unterschiedliche Ergebnisse aus.
Der Fokus auf das Interesse der Suchenden wirkt ähnlich wie bei Google. Auch Google rückt die Nutzerintention bei den Suchanfragen stark in den Mittelpunkt.
Das große Feld der Content-Qualität
Eine große Anzahl von Rankingfaktoren drehen sich rund um die Qualität des Inhalts. Dabei fließen Punkte wie das Alter und die durchschnittliche Performance einer Seite in den letzten Jahren ein.
Ein spannender Punkt: Seiten, die durch Neufassung von bekannten Inhalten auffallen oder Texte von Content-Marktplätzen kaufen, werden abgewertet. Damit will die Suchmaschine Originalität und Qualität belohnen. Auch ungültige Links sowie eingebundene, aber nicht mehr vorhandene Videos wirken negativ.
Die Textqualität bewertet Yandex mit mehreren Rankingfaktoren. Dabei punkten Webseiten, die eine natürliche Sprache mit Bindewörtern, Adjektiven, Verben und Pronomen nutzen. Ebenso ist eine gewisse Term-Relevanz wichtig, also das Einfügen von passenden Keywords und Synonymen. Künstlich wirkende Texte oder vermuteter KI-Spam werden abgewertet.
Daran schließt sich ein weiterer Rankingfaktor an. Die Bewertung der Domainqualität als Ganzes in „niedrig“, „akzeptabel“, „gut“ und „exzellent“. Google bewertet übrigens spätestens seit dem Helpful-Content-Update eine Domain anhand des Inhalts ebenfalls als Gesamtprojekt.
Aktualisierungen, „Freshness“ und die Produktangebote
Alter und letztes Update einer Einzelseite spielen eine Rolle beim Ranking. Es scheint einen Nachteil von ungepflegtem, altem Content zu geben. Ebenso bedeuten kürzliche Updates einen Bonus. Bei Online-Shops sind verfügbare Produkte ein Pluspunkt, während die „Out-of-stock-items“ die Performance negativ beeinflussen.
Die Sonderbewertung von YMYL-Angeboten („Your Money Your Life“)
Yandex nutzt mehrere Einflussgrößen, um Themen wie Finanzen, Gesundheit usw. zu bewerten. Diese besondere Behandlung ist von Google ebenfalls bekannt.
Weitere Faktoren zur Inhaltsstruktur
Mehrere Rankingfaktoren betreffen den vorhandenen Inhalt. So scheint es positiv zu wirken, wenn auf einer Einzelseite neben Text auch Bilder, Videos oder weitere Medien eingebunden sind. Ebenso können Kommentarfunktionen/Kommentare positiv wirken.
Noch eine Überraschung: die URL-Struktur als Rankingfaktor
Yandex wertet überraschenderweise die Webadressen. Eine große Anzahl der Slashes („/“) und von Zahlen in der URL wirken negativ. Positiv wirken dagegen Keywords in der URL. Je vollständiger sich die Suchphrase darin findet, desto besser scheint es zu sein. Es dürfte sich jedoch vermutlich um einen eher unwichtigen Faktor handeln.
Einige Faktoren weisen darauf hin, dass Yandex den Seiten ein höheres Gewicht zuspricht, die von der Homepage aus erreichbar sind und in der obersten Navigationsebene angesiedelt sind. Google hat diesen Aspekt für sich in der Vergangenheit bestätigt, zugleich jedoch auf die geringe Bedeutung hingewiesen.
Serverfehler als technisches K.o.-Kriterium
Nicht auffindbare Seiten beeinträchtigen das Ranking. Je mehr diese sich häufen, desto schlechter ist es. Yandex errechnet dabei die prozentuale Anzahl betroffener Seiten.
Weitere Rankingfaktoren für technische Details
Wie auch Google bewertet Yandex die Ladezeiten. Je schneller eine Webseite lädt, desto besser ist es. Außerdem gibt es Rankingfaktoren, die sich um https-Verschlüsselung drehen oder einen Host bei Spam abwerten. Selbst ein Umfeld mit „Erwachsenenseiten“ kann negativ wirken.
Der Yandex-Leak bietet 1.922 Hinweise für die Suchmaschinenoptimierung
Es gibt in den geleakten Daten noch viele weitere Rankingfaktoren. Es ist jedoch gar nicht erforderlich, alle im Detail zu studieren. Denn die Zusammenfassung zeigt eins bereits deutlich:
Es ist daher stark davon auszugehen, dass die typischen Google-Hinweise auf erstklassigen Content, Nutzerzentrierung und technisch saubere Seiten sowie zum Linkspam auch bei der Suche von Google relevante Faktoren sind.
Noch einmal: Es wird Unterschiede geben. Aber wenn Yandex solche Rankingfaktoren nutzt, dürften die Aussagen und Hinweise von Google ebenfalls auf Rankingfaktoren basieren.
Was bedeuten die Yandex-Rankingfaktoren für Ihre Webseite?
Auch wenn Yandex nicht Google ist und die Rankingfaktoren nur Hinweise auf den Algorithmus geben, lassen sich daraus Erkenntnisse gewinnen. Dazu zählen die folgenden Punkte:
- Die Aussagen von Google spiegeln sich technisch in Rankingfaktoren wider. Obwohl es sich nicht um Google-Daten handelt, zeigt der Leak: Es gibt bei der Konkurrenz Algorithmen, die Dinge berücksichtigen, die Google als wichtig herausstellt. Daher wird Google solche Rankingfaktoren höchstwahrscheinlich ebenfalls nutzen.
- Das zeigt: SEO ist kein Hokuspokus. Wenn Sie sich an die typischen Empfehlungen halten, belohnen das die Suchmaschinen über die typischen Rankingfaktoren.
- SEO ist damit zugleich mehr als Bauchgefühl. Es gibt klare Metriken, mit denen Suchmaschinen eine Webseite bewerten. Es ist sinnvoll, sich an solchen Leaks zu orientierten, um reale Ansatzpunkte für die Optimierung der eigenen Webseite zu finden.
- Die Eckwerte guter Webseiten sind bekannt. Bei Yandex wird genau das „gemessen“, worüber Google seit Jahren redet und die SEO-Experten diskutieren. Das sind Links, Content, Nutzersignale, Suchintention, Autorität und technische Optimierung.
Diese Erkenntnisse bedeuten, dass Sie nicht im Nebel herumstochern müssen. Es gibt von Google klar kommunizierte Einflussgrößen. Richten Sie sich danach. Durch die Hinweise haben Sie Ansatzpunkte, um Ihre Webseite zu optimieren. Die Yandex-Rankingfaktoren stützen in gewisser Weise die Aussagen von Google und zeigen die technische Umsetzbarkeit.
Mit dem Wissen, dass Sie genau an den richtigen Stellschrauben drehen, fällt eine Bewertung der Veränderung deutlich leichter. Dabei sind Sie nicht auf sich gestellt. Denn der Leak der Daten zeigt auch, dass die vorhandenen SEO-Tools nützlich sind. Auch diese orientieren sich an den bekannten Einflussgrößen und unterstützen Sie dabei, Fehler zu finden, Probleme zu beseitigen und bessere Webseiten zu erstellen.
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