Warum der Linkhandel nicht totzukriegen ist und Google Linkaufbau trotzdem begrüßt

Der Stoff, aus dem der Linkaufbau gemacht ist, hat mit seinen Erfolgen und Niederlagen, mit seinen Höhen und Tiefen, seinen Lichtblicken und Schattenseiten das Zeug für ein Drama. Es geht um Gut und Böse, um viel Geld, um Macht, ihren Missbrauch und vor allem um Platz eins. Es geht um den ewigen Kampf eines Giganten gegen eine Horde Unbelehrbarer, nach digitalem Ruhm gierender und von den Dealern der Linkmafia abhängigen Kurzzeittaktikern. Und es geht um Strategen mit Visionen, die die Manipulation verabscheuen und ständig neue Wege suchen, um als Helden die Absolution zu erringen. Vorhang auf für den garantiert nicht letzten Akt in der unendlichen Geschichte des Linkbuildings!

Pinguin sorgte für Linklähmung

Es war ein eigentlich harmloses, stets adrett gekleidetes Tier, das die Branche in Angst und Schrecken versetzte. Seither markiert der April 2012 einen Wendepunkt in der Suchmaschinenoptimierung. Google hat damals den Pinguin losgelassen und den Suchalgorithmus so massiv verändert wie niemals zuvor. Viele Webseiten mit Top-Positionen sind innerhalb der Suchergebnisse in der Bedeutungslosigkeit verschwunden, die spätestens ab Seite zwei beginnt. Vielleicht war es von Google aber auch einfach nur ein geschickter Schachzug, das Update des Algorithmus nach einem Vogel zu benennen, der überhaupt nicht fliegen kann.

Bis zum ersten Penguin Update funktionierte das Linkbuilding jedenfalls nach dem Motto “viel hilft viel”. Jeder SEO war darauf bedacht, mehr Backlinks zu generieren als die Konkurrenz. Das wiederum führte zur Kommerzialisierung des Linkaufbaus und letztlich zu seiner Pervertierung. Links wurden sogar auf Linkfarmen “herangezüchtet”. Google war diese Art von zutiefst negativer Manipulation des Suchindexes ein so großer Dorn im Auge, dass die Suchmaschine zum Paukenschlag ausholte. Mit dem Penguin Update gelang es ihr auf geniale Weise dem Spuk ein Ende zu setzen.

Backlinks waren niemals tot

Ein Dolchstoß jedoch war Penguin nicht, sondern vielmehr ein Warnschuss. Es war wohl dem Schock der Betroffenen geschuldet, dass Backlinks infolge des Updates von manchem SEO bereits für tot erklärt wurden. Fakt ist: Backlinks zählen nach wie vor zu den rund 200 Rankingfaktoren von Google. Und seit März 2016 wissen wir auch, dass Links zusammen mit dem Content einer Webseite zu den wichtigsten beiden Rankingfaktoren gehören. Prompt hat die Linklähmung wieder nachgelassen und auch der Linkhandel floriert, als wäre nichts geschehen.

Doch geschehen ist so einiges. Reichte es früher agil zu sein und ständig für quantitativen Nachschub an der Linkfront zu sorgen, hat sich das Linkbuilding heute massiv verändert. Die Qualität ist in den Fokus gerückt, während Quantität bei den Backlinks nur noch eine untergeordnete Rolle spielt. Deshalb sind es auch weniger die Linkarten, die sich verändert haben, als vielmehr die Quellen und das Umfeld der Links.

Google will Qualität statt Quantität

Die Authority Links stehen heute im Mittelpunkt der Begierde. Damit sind Backlinks von namenhaften und vertrauenswürdigen Webseiten gemeint, die deshalb einen so guten Ruf haben, weil sie Content bieten, der gefragt und relevant ist. Sie geben genau das weiter, was Google anhand der Backlinks messen will: ihren Trust. Jeder Link auf eine Webseite ist eine Empfehlung und stärkt den Ruf dieser Domain. Je besser ihr Image, desto höher klettert sie in den Suchergebnissen.

Damit ein Backlink aber auch wirklich einer Empfehlung gleichkommt, muss er von der Linkquelle freiwillig gesetzt werden. Und das tut diese natürlich nur, wenn das Linkziel thematisch zu dem redaktionellen Artikel passt, aus dem es verlinkt wird. Für Google spielt demnach auch das Umfeld des Links, also der Content drum herum, eine wichtige Rolle. Nur wenn dieser relevant ist, handelt es sich um einen guten Backlink. Die Unterscheidung in gute und schlechte Backlinks, in positive und negative Impulse, ist eine weitere Folge des Penguin Updates.

Dreiklang aus Trust, Content und User Signals

Bei dieser Unterscheidung helfen der Suchmaschine die User Signals, die in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen haben. Jeder Link übermittelt nicht nur Linkjuice, sondern eben auch Nutzersignale wie die Klickrate, die Verweildauer und die Absprungrate. Google interpretiert diese Werte und zieht daraus seine Schlüsse. Je länger beispielsweise ein Besucher auf der Zielseite verweilt, desto relevanter scheint diese zu sein. Webseiten mit hoher Absprungrate hingegen scheinen die Erwartungen der Besucher nicht zu erfüllen.

Heute funktioniert ein Backlink nur noch, wenn die Zahnräder Trust, Content und User Signals nahtlos ineinandergreifen und gemeinsam das Getriebe antreiben, das die Webseite im Suchindex nach oben befördert. Genau diese entscheidende Tatsache macht Linkbuilding schwieriger und teurer als früher. Denn in einen Link, der diese positiven Eigenschaften vereint, muss viel Arbeit und Zeit investiert werden.

Was zeichnet einen guten Backlink aus?

  • Er stammt von einer vertrauenswürdigen Quelle, die selbst verlinkt wird und gut rankt
  • Er entspringt einem thematisch passenden Artikel, der selbst im Index ist
  • Er besitzt ein umfangreiches und gut aufbereitetes Linkumfeld, das weder zu viele noch zu wenige externe Links aufweist
  • Er ist so wichtig, dass er im Schaufenster liegt, sprich im “Above the fold”-Bereich platziert wird, und nicht etwa im Footer
  • Er sendet aufgrund seiner Relevanz für die Leser positive Nutzersignale wie eine hohe Klickrate und eine lange Verweildauer
  • Er wurde nicht auf NoFollow, sondern auch DoFollow gesetzt

Linkhandel lukrativer als je zuvor

Genau hier kommt der Linkhandel wieder ins Spiel, der auf beeindruckende Weise beweist, dass Totgeglaubte einfach länger leben. Nachdem sich zunächst niemand die Finger verbrennen wollte, hat sich herumgesprochen, dass Backlinks eben doch noch zu den wichtigsten Rankingfaktoren überhaupt gehören. Das führte auch dazu, dass der Linkhandel heute so lukrativ ist wie niemals zuvor.

Selbst schwache Webseiten können mindestens 200 Euro pro Link verlangen, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Hochwertige Links von Autoritätsseiten bewegen sich zwischen 500 und 5.000 Euro. Wenn Trust und Traffic in Perfektion aufeinandertreffen, weil der Artikel mit dem Link über die Startseite eines bekannten Portals läuft, können Spitzenpreise von über 10.000 Euro erzielt werde.

Linkhandel ist nicht gleich Linkaufbau

Die hohen Preise kommen auch dadurch zustande, dass Autoritätsseiten wie zum Beispiel Nachrichtenportale nur sehr zurückhaltend Links verkaufen. Beschaffen können diese begehrten Backlinks quasi nur Agenturen, die über langjährige, vertrauenswürdige Kontakte verfügen. Zwischenhändler treiben die Preise zusätzlich in die Höhe.

Obwohl der Linkhandel wieder blüht, bleibt Linkkauf eine von Google für unzulässig erklärte Methode des Linkaufbaus. Wer dabei erwischt wird, muss wie eh und je mit einer Penalty rechnen, die schlimmstenfalls den Ausschluss aus dem Index zur Folge hat. Weil Linkhandel aber nicht mit Linkaufbau gleichzusetzen ist, gibt es nach wie vor geduldete, ja sogar begrüßenswerte Methoden, um Backlinks aufzubauen.

Linkaufbau mit Augenmaß ist erlaubt

Erst Mitte Dezember 2017 veröffentlichte Google den überarbeiteten Leitfaden für Suchmaschinenoptimierung und gibt darin klar zu verstehen, dass Linkaufbau per se nichts Schlechtes und schon gar nicht verboten ist:

“Die meisten Links zu Ihrer Website werden nach und nach hinzugefügt, wenn Nutzer Ihre Inhalte bei der Suche oder auf anderen Wegen entdecken und dann auf sie verlinken. Google weiß jedoch auch, dass Sie andere möglichst schnell wissen lassen möchten, wie viel Arbeit Sie in die Inhalte gesteckt haben. Durch effektive Werbung für Ihre neuen Inhalte entdecken Nutzer, die am selben Thema interessiert sind, Ihre neuen Inhalte schneller. Wie bei den meisten Punkten, die in diesem Dokument behandelt werden, gilt auch hier, dass diese Empfehlungen mit Augenmaß umgesetzt werden sollten. Eine zu starke Forcierung könnte den Ruf Ihrer Website schädigen.”

Wer weiß, wie Google denkt, der weiß auch, dass Google fairen Linkaufbau sogar begrüßt. Denn den Aufwand, der dafür mittlerweile notwendig ist, betreibt nur, wer auch wirklich hochwertigen Content zu bieten hat. Und Google ist stets auf der Suche nach dem besten Content, um seine Nutzer, die danach suchen, zufriedenzustellen. Nur wenn es Google weiterhin gelingt, die besten Suchergebnisse auf eine spezifische Suchanfrage zu liefern, kann die Suchmaschine ihre marktbeherrschende Stellung verteidigen.

Ja, man darf also aktiv Linkbuilding betreiben, sofern man es nicht übertreibt. Vermeiden jedoch sollte man laut dem Leitfaden:

  • “Versenden von Verknüpfungsanfragen an alle Websites, die mit Ihrem Themengebiet zusammenhängen
  • Kaufen von Links von anderen Websites mit dem Ziel, einen höheren PageRank zu erzielen”

Wer möchte, kann die Begründung, warum Linkkauf vermieden werden sollte, als eine Art Hintertür verstehen. Denn gekaufte Links, die Traffic generieren sollen, fallen scheinbar nicht darunter, geben aber natürlich trotzdem Linkjuice weiter, wenn sie nicht auf NoFollow gesetzt sind.

Guter Content ist die beste Investition in Linkbuilding

Wie auch immer man das interpretieren mag: Linkhandel wird so lange ein Teil von Linkaufbau bleiben, so lange Backlinks Einfluss auf das Ranking haben. Das kann man als verwerflich betrachten oder als legitim. Doch auch wenn Geld fließt, kommt es mittlerweile eben darauf an, wer verlinkt, aus welchem Content heraus, wo der Link platziert wird, welchen Ankertext er besitzt, welche Nutzersignale er sendet und so weiter.

Um an gute Links zu kommen, werden deshalb heute vor allem Content Marketing und Public Relations betrieben. Ziel ist es, so gute Inhalte zu produzieren, die im Idealfall dazu animieren, dass andere Webseiten von sich aus darauf verlinken. PR-Maßnahmen helfen dabei, dass Augenmerk auf diesen Content zu lenken. Auch Autoritätsseiten lassen sich eher zu einem Linkverkauf bewegen, wenn der zu verlinkende Inhalt so gut ist, dass sie ihn – Kenntnis vorausgesetzt – vielleicht auch auf natürlichem Wege verlinkt hätten.

Natürliches Linkprofil als Schutzschild

Wie bereits angedeutet, spielen auch die anderen Linkquellen noch eine Rolle, denn auch sie gehören zu einem natürlichen Linkprofil. Aber auch hier kommt es eben darauf an, dass die Kriterien stimmen. Links aus Blogs, Foren und Frage-Antwort-Portalen sind nach wie vor hilfreich, wenn sie von einem vertrauenswürdigen User stammen und in sinnvollen Content eingebettet sind. Es bedarf also gepflegter Accounts. Unterzieht man diese Links einer Kosten-Nutzen-Analyse, verwundert es noch weniger, das es auch für solche notwendigen aber ineffizienten Backlinks wieder einen Markt gibt.

Linkaufbau hat aber noch eine Dimension: Ein authentisches, organisch gewachsenes Linkprofil stärkt eine Domain und schützt sie somit vor Backlinks, die negative Signale senden und von der Konkurrenz gezielt lanciert wurden, um für Abstrafungen durch Google zu sorgen, von denen die Konkurrenz letztlich profitieren will. Oft handelt es sich dabei um Links von ausländischen Kasino- oder Pornoseiten. Passen diese nicht zum ansonsten sauberen Linkprofil, wird Google die schmutzige Attacke relativ leicht durchschauen.

Das Katz-und-Maus-Spiel geht weiter

Backlinks haben also in mehrfacher Hinsicht einen Nutzen und vor allem haben sie diesen noch immer. Selbst der Linkhandel profitiert wieder von steigenden Budgets. Große Unternehmen, die die Nachhaltigkeit von Suchmaschinenoptimierung begriffen haben, lassen wieder fünfstellige Monatsbeträge springen und machen Linkhandel zu einem Millionen-Business.

Wo es Geld zu verdienen gibt, bleibt auch die Gier nicht lange fern. Und so wird das Linkbuilding auch weiterhin genug Stoff für Dramen und Tragödien bieten. Der nächste Akt im permanenten Katz-und-Maus-Spiel ist nur eine Frage der Zeit. Wer Linkbuilding verstanden hat, muss sich trotzdem nicht fürchten und kann gelassen auf Googles nächsten Schachzug im Kampf gegen die Mafiosi und Manipulatoren warten.