Bei all den vielen, vielen SEO-Tools wird gerne vergessen, dass Google selbst einiges zur Verfügung stellt um sich selbst bzw. die eigenen Websites analysieren zu können. Die vielfach unterschätzten Google Advanced Search Operators, oder auch Google Hacks und Google Dorks genannten Funktionen, sind eine hervorragende Möglichkeit eigene und konkurrierende Seiten zu Analysieren. Schließlich haben die meisten Tools die Angewohnheit, dass man in der Regel die eigenen Seiten tiefer analysieren kann als die der Konkurrenz. – Aus diesem Grund sind die Search Operatoren für mich immer einer der ersten Schritte bei der Analyse von Domains. Hierzu aber nun etwas mehr.

Der Vollständigkeit halber: die Grundlagen

Einige Google Dorks, wie die „+“ oder „AND“ Verknüpfung von zwei Worten sind mittlerweile wohl auch jedem privaten Internetnutzer ein Begriff. Daher möchte ich zunächst die Funktionen einmal ohne große Beschreibung aufzählen, die auch über die erweiterte Suche von Google genutzt werden können. Ebendiese Grundlagen können sich nämlich später als sehr wichtig herausstellen, wenn wir in die komplexeren Themen einsteigen.

  • +„, „AND„: Hierdurch wird Google gezwungen zwei oder mehr Wörter in einem Suchergebnis zu finden. Gerade, wenn bei der initialen Suche nur Synonyme angezeigt werden, hilft diese Verbindung der Wörter um das eigentliche Ziel zu erreichen.
  • „: Mit dem Minus wird ein Wort explizit von der Suche ausgeschlossen. Hilfreich, wenn man zum Beispiel wissen will, wer (außer einem selbst) noch die eigene Wortmarke nutzt.
  • OR„: Durch das „OR“ (Oder) kann man sicherstellen, dass nur eins der beiden gesuchten Wörter in dem jeweiligen Suchergebnis erscheint. – Ein Dork, welches alleinstehend weniger Sinn besitzt, allerdings später noch von Interesse sein wird.
  • „“: Mit den „Zitierungszeichen“ wird sichergestellt, dass Google nur Seiten anzeigt, wo ein spezifischer Satz, eine spezifische Phrase genannt wird. Ebenfalls interessant, wenn man herausfinden möchte, ob man irgendwo zitiert oder gar kopiert wird.
  • *„: Mit dem Sternchen wird eine Wildcard genutzt. Man zwingt Google hiermit ein Wort in einer Suchphrase zu ersetzen. Ein Search Operator, den man privat vor allem dann benutzt, wenn einem wieder mal nur die Hälfte eines Refrains oder eines Filmzitates einfällt.
  • ..„: Mit den Punkten kann man eine Nummern- bzw. Zahlenreihenfolge suchen. Somit werden Ergebnisse ausgegeben, die zwischen dem linken und rechten Wert liegen, was vor allem bei der Preisrecherche in Online-Shops hilfreich sein kann (Computer 300€..350€).

Zum weiteren Verständnis: die fortgeschrittenen Methoden

Kommen wir nun zu den etwas komplexeren Suchanfragen, die mir zum Beispiel während meiner Diplomarbeit eine immense Hilfe waren, wenn es darum ging ein Buch im Internet anstatt in der Uni-Bibliothek zu finden. Mit diesen Advanced Operators lassen sich, gerade in Verbindung mit den eingangs genannten Search Operatoren, schon komplexere Strukturen finden und somit auch analysieren.

  • AROUND (#)„: Sie wünschen sich, dass einzelne Keywords nicht zu weit auseinanderliegen im Text? Mit einer Anzahl an Wörtern (in der Klammer hinter dem AROUND) können Sie festlegen, wie viele Wörter maximal zwischen den beiden Keywords liegen sollen, die Sie vor und nach dem AROUND eingegeben haben.
  • cache:„: Mit diesem Operator wird der letzte Cache einer Seite angezeigt.
  • filetype:„: Mit der beginnenden filetype: Suche lassen sich Ergebnisse finden, die eine bestimmte Formatierung bzw. .pdf-Extension haben. Hierdurch lassen sich Whitepaper, Bücher, Analysen und Diplomarbeiten finden, die z.B. bei der Content Recherche sehr hilfreich sein können.
  • inanchor:“: Wie viele Seiten gibt es, auf denen ihr Hauptkeywort hart im Ankertext vorkommt? Mit diesem Google Dork finden Sie es spielend einfach heraus.
  • intitle:“: Auf wie vielen Seiten befindet sich Ihr Markenname im Titel der Website? Wie oft nutzt ein Konkurrent den eigenen Namen? Kommt ihr Hauptkeyword auch auf allen relevanten Seiten im Titel vor? All dies sind Fragen, die Sie mit diesem Dork innerhalb weniger Sekunden beantwortet haben.
  • intext:„: Hiermit werden nur Seiten ausgeliefert, die das gesuchte Wort im Text besitzen.
  • inurl:„: Zwingt Google, dass in den Suchergebnissen nur Ergebnisse einer ganz spezifischen Domain angezeigt werden.
  • link:„: Die Frage: „Wer verlinkt denn eigentlich auf mich?“ kann mit Hilfe dieses Advanced Search Operators ganz einfach beantwortet werden. Vor allem, wenn man noch die „Suchoptionen“ von Google nutzt und die Backlinks zeitlich, regional und nach Relevanz ordnet.
  • related:„: Finden Sie ähnliche Seiten zu Ihrer Domain. – Welche Seiten bieten sehr ähnliche Thematiken und somit vermutlich auch Produkte an wie Sie.
  • site:„: Wenn die interne Shopsuche nicht funktioniert, bietet sich die site: Einschränkung an. Hierdurch zwingt man Google nur Seiten einer spezifischen Domian in den Suchergebnissen auszugeben.
  • allin„: Die Mega-Kombination der Search Operatoren. Mit dem Präfix „allin“ können Sie nach mehreren Worten und Keys suchen. So z.B.: „allinanchor: bestes Museum Köln“, „allintext: Packliste für Urlaub“ oder „allinurl: Google FAQ“.

Google Hacks: Kombinieren zum Erfolg

Nachdem nun die Grundlagen und die einzelnen Search Operatoren vorgestellt sind, beginnt nun der wirklich spannende Teil. Es lassen sich nämlich fast alle Google Dorks mit anderen Operatoren kombinieren. Hierdurch wird es möglich komplexere Zusammenhänge aufzudecken, die sich bei einem oberflächlichen Vergleich zunächst gar nicht darstellen.

Daher komme ich nun zu einem groben Beispiel, mit dem Sie innerhalb einiger Minuten einen guten Überblick über eine komplette Domain bekommen können. Sofern Sie dieselbe Analyse dann auf mehreren Domains durchführen, können Sie sich einen Überblick über Ihre eigene und die Konkurrenzdomains machen. Hören Sie also auf, sich immer wieder zu fragen, was die Konkurrenz anders macht und hören Sie mit Vermutungen auf, denn für vieles können Sie selbst schnell die Antworten finden!

Mit dir die Macht sei

Stellen wir uns einfach vor, dass ich ein Online Shop bin, der eine Lizenz für LEGO® hat und der dazu noch den erfolgreichsten Film aller Zeiten bewerben darf: Star Wars. Da interessiert es mich bestimmt, was die Konkurrenz macht, die genau dieselben Ziele hat wie ich: LEGO® Star Wars zu verkaufen.

Also nutze ich folgende Phrase in der Google Suche:

intitle:LEGO AND „Star Wars“ -inurl:lego

Das Ergebnis zeigt mir anschließend alle Seiten, die nicht zu lego.com gehören und die vermutlich ähnliche Produkte aus dem Sortiment besitzen wie ich.

Google Advanced Search Operators: Lego Star® Wars suchen

Wenn ich nun noch die zusätzlich von Google vorgeschlagenen Einschränkungen von Google vornehme und mir nur Seiten anzeigen lasse, die eine IP-Adresse aus Deutschland besitzen und dann auch noch deutsche Inhalte aufweisen, erhalte ich in den Top 5:

  • Idealo
  • de
  • Legoland
  • Spieletipps
  • Amazon

Erst auf Rang neun habe ich mit „Brick-Shop“ einen Online-Shop, der sich auf Spielzeug bzw. LEGO spezialisiert hat. Also möchte ich nun herausfinden, was dieser Shop anders macht als ich. Daher nutze ich die nächste Verknüpfung der Search Operatoren und schaue mir an, wie oft dieser Shop die Wörter „Star Wars“ im Titel besitzt:

site:www.brick-shop.de AND intitle: „Star Wars“

Ergebnis sind 155 Ergebnisse mit diesen drei Wörtern im Titel. Dass dieser Titel auf nahezu allen Seiten die empfohlene Länge übertrifft ist dabei für Google nebenbei kein Problem. Mit Hilfe der Search Operatoren wird der komplette Titel analysiert, welcher sich im Quelltext befindet. Anschließend schaue ich mir einmal an, ob es zum Keywort „Star Wars“ außerordentlich viele Backlinks auf den Shop gibt, die ich für mich adaptieren könnte.

intext:www.brick-shop.de -inurl:brick-shop.de inanchor:“Star Wars“

Google Advanced Search Operators: Backlinks brick Shop

Die Markennennung ist in diesem Fall wohl eher nicht der Grund für die gute Platzierung. Lediglich 3x konnte der Shopname in Kombination mit dem Produkt gefunden werden. – In Frageportalen, die stellenweise zu Unrecht, einen schlechten Ruf als Linkgeber haben, da diese viel zu oft missbraucht werden.

Interessant ist aber, dass sich auch bei einer Suche nach dem Shopnamen im Anchor keine abertausend Backlinks hinzugesellen. Bei der Abfrage

-inurl:brick-shop.de inanchor:“Brick-Shop.de“

kommen lediglich sieben Backlinks zum Vorschein.

An Backlinks scheint es also vermutlich nicht zu liegen, dass sich dieser kleine Shop auf die erste Suchergebnisseite schleichen konnte. Vielmehr könnte es eventuell an der thematischen Relevanz liegen. So besitzen von den insgesamt 13.700 gefundenen Seiten 8.530 das Wort „LEGO“ im Titel (site:www.brick-shop.de intitle:lego).

Viele weitere Einsatzmöglichkeiten

Neben dieser Analyse können Sie aber noch viel mehr herausfinden. Stellen Sie einfach Hypothesen auf, die Sie mit Hilfe der Search Operatoren angehen. So können Sie z.B. herausfinden

  • was die erfolgreichste Content Marketing Aktion eines Konkurrenten im Jahr 2015 war.
  • wie hoch die Anzahl an Backlinks aus wordpress.com Blogs auf Ihre Seiten ist.
  • was die Top 10 Facebook Einträge zu Ihrem Markennamen sind, wenn Sie Ihre Domain ausklammern.
  • was die interessantesten PDF-Dokumente mit wissenschaftlichen Ergebnissen zu Ihrem Produkt sind.
  • auf welchen Seiten Ihre Marke in Verbindung mit negativen Worten (z. B. „schlecht“) genannt wird.
  • was es für Foren gibt, auf denen Ihre Marke in höchsten Tönen gelobt wird oder wo es Fragen zu Ihren Produkten gibt, die Sie beantworten könnten.

Zusammenfassend kann ich die Nutzungsmöglichkeiten der Google Advanced Search Operators nicht genug loben. Mit ein wenig Eingewöhnungszeit hat man mit Google selbst ein hervorragendes Tool an der Hand, dass einem neben der Search Console und Google Analytics einen hervorragenden Überblick auf die eigene Domain gibt und was darüber hinaus noch immens dabei hilft die Handlungsweisen der Konkurrenz zu Analysieren.

Eine Auflistung aller Google Advanced Search Operators finden Sie hier.